Tiermedizin
Im Fachbereich Tiermedizin sind Studiengänge zusammengefasst, die sich mit der Behandlung von Verletzungen und Krankheiten von Tieren befassen. Darüber hinaus gibt es interdisziplinäre Ansätze wie die Pferdewissenschaft, die Felder der Agrarwissenschaft und Tierwissenschaft beinhalten. Dieser logische Bezug ergibt sich auch im Berufsfeld der Veterinärinnen und Veterinäre, denn die landwirtschaftliche Tierhaltung ist eines ihrer originären Einsatzgebiete.
Für wen eignet sich ein Studium Tiermedizin?
Die Studiengänge im Fachbereich Tiermedizin haben einen Numerus clausus, daher ist ein gutes Abi hilfreich, um überhaupt einen Studienplatz zu erhalten. Darüber hinaus stellt die Veterinärmedizin große Ansprüche an die Studierenden, da Themen wie Futterzusammensetzung, Seuchenausbreitung und Heilpflanzen zum Studieninhalt gehören. Hilfreich sind folgende Eigenschaften:
- Tierliebe,
- starkes Interesse an Medizin,
- große Bereitschaft zu ungewohnten Arbeitszeiten,
- großes Engagement beim Lernen und Weiterbilden,
- Interesse an Naturwissenschaften wie Biologie und Chemie,
- Stressresistenz,
- körperliche Fitness für die Untersuchung großer Tiere,
- unempfindliches Wesen.
Inhalte im Tiermedizin-Studium
Das Tiermedizinstudium lässt sich in einen theoretischen und einen praktischen Abschnitt einteilen. Im theoretischen Abschnitt werden der naturwissenschaftliche und der anatomisch-physiologische Teil behandelt. In den Naturwissenschaften werden Physik, Chemie, Zoologie und Botanik behandelt und im Vorphysikum geprüft. Anatomie, Histologie, Embryologie, Physiologie, Biochemie, Tierzucht und Genetik bilden den anatomisch-physiologischen Teil der Theorie. Dieser wird im Physikum geprüft, das gemeinsam mit dem Vorphysikum die Tierärztliche Vorprüfung bildet. Dieser Teil des Studiums dauert acht Semester.
Im praktischen Jahr absolvierst du sechs Praktika, jeweils eines in der Landwirtschaft, im öffentlichen Veterinärwesen, in der Hygienekontrolle und Lebensmittelüberwachung, in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung sowie zwei in der Heilpraxis.
Im letzten Semester steht das Examen an und du legst die Tierärztliche Prüfung ab, die sich in mehrere Abschnitte gliedert.
Übliche Module im Tiermedizinstudium:
Physik & Chemie
Zoologie & Botanik
Anatomie
Biochemie und Tierzucht
Genetik
Voraussetzungen für das Studium
Eine Allgemeine Hochschulreife (Abi) ist von wesentlicher Bedeutung für ein Bachelorstudium. Anders als bei anderen Studiengängen gibt es keine strengen Zulassungskriterien zu beachten. In der Regel bietet die Hochschule genügend Studienplätze für alle Bewerber an.
Falls Sie kein Abitur haben, ist das nicht das endgültige Aus für eine akademische Karriere. Eine abgeschlossene Ausbildung in Verbindung mit mehrjähriger Berufserfahrung kann auch zur Zulassung zum Studium berechtigen. Ihre Zulassung wird von der Hochschule individuell entschieden.
Entstehen besondere Kosten in den Tiermedizin-Studiengängen?
Neben typischen Semesterbeiträgen und ggf. Studiengebühren müssen Studierende grundsätzlich nicht mit besonderen Mehrkosten gegenüber anderen Studiengängen rechnen. Allerdings bieten private Bildungsinstitute einen großen Teil der Studiengänge an. Für diese Ausbildungen fallen besondere Studiengebühren an, die sich im Laufe eines Studiums auf mehrere Tausend Euro addieren können.
Welche Möglichkeiten gibt es, Tiermedizin zu studieren?
Der Fachbereich Tiermedizin stellt die Studiengänge der Veterinärmedizin in den absoluten Mittelpunkt. Ausnahmen sind Aufbau- oder interdisziplinäre Randstudiengänge wie Internationale Tiergesundheit: Veterinary Public Health, Pferdewissenschaft und Tierwissenschaften.
In der Bundesrepublik existieren nur fünf Universitäten, die den Studiengang Tiermedizin bzw. Veterinärmedizin anbieten:
- Freie Universität Berlin,
- Justus-Liebig-Universität Gießen,
- Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover,
- Universität Leipzig,
- Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die weiteren Studiengänge im Fachbereich sind Aufbaustudiengänge oder haben andere inhaltliche Schwerpunkte wie zum Beispiel Agrarwissenschaften. Pferdewissenschaften bieten unter anderem Hochschulen in Berlin, Göttingen, Nürtingen und Osnabrück an. Den Studiengang Internationale Tiergesundheit – Veterinary Public Health können Interessierte an der Freien Universität Berlin studieren. Alle Studiengänge sind Präsenzstudiengänge.
Auslandsstudium
Eine Alternative zu den deutschen Standorten bieten Universitäten im Ausland. Der Vorteil: Hier gibt es in der Regel keinen Numerus clausus. Unter anderem bieten sich die deutschen Nachbarländer Belgien, Frankreich, Niederlande, Österreich
Studiengänge Tiermedizin
Karriere und Gehalt
Veterinärinnen und Veterinäre verdienen vergleichsweise wenig. Studierende wählen ihren Studiengang daher meistens aus Liebe zum Tier. Die Gehaltsstruktur ist aber sehr indifferent und hängt vom Standort und Arbeitgeber ab.
Absolventinnen und Absolventen müssen grundsätzlich mit einem sehr niedrigen Einstiegsgehalt von teilweise unter 2.000 Euro brutto rechnen. Kommunen gruppieren Tiermedizinerinnen und Tiermediziner in der Regel in die Entgeltgruppe 13 oder 14 ein. Damit können sie je nach Berufsjahren zwischen ca. 3.400 und 5.800 Euro verdienen.
Etwas attraktiver ist eine eigene Praxis. Hier sind in Kleintierpraxen Jahreseinkommen von über 40.000 Euro und in Großtierpraxen von ca. 65.000 Euro möglich. Allerdings sollten sich Tiermedizinerinnen und Tiermediziner grundsätzlich auf ungewohnte Arbeitszeiten an Abenden, nachts oder an Wochenenden einstellen.
Das Ansehen des Berufs der Tiermedizinerinnen und Tiermediziner in unserer Gesellschaft
Das Berufsbild der Veterinärinnen und Veterinäre ist in der Gesellschaft positiv besetzt. Tiermedizinerinnen und Tiermediziner sind der Ausweg in Notsituationen für geliebte Haustiere oder wichtige Nutztiere. Teilweise gelten sie als Idealistinnen und Idealisten, die aus Liebe zum Tier auf eine gut dotierte Karriere in anderen Berufsfeldern verzichtet haben oder bei Notfällen jederzeit auf einen Bauernhof fahren würden. Das drückt sich auch in der gesellschaftlichen Stellung aus. Hier fehlt dem Berufsstand trotz Anerkennung der „Glanz“ der Humanmedizinerinnen und Humanmediziner.
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Tiermedizin?
Tiermedizinerinnen und Tiermediziner sind grundsätzlich sehr gefragt. Allerdings beginnen jedes Jahr über 5.000 Studierende ein Studium – das ist viermal so viel, wie alte Tierärzte ausscheiden. Das führt mittelfristig zu einem Überangebot an praktizierenden Veterinärinnen und Veterinären. Die Arbeitslosenquote liegt dennoch derzeit nur etwas über 2 %.
Ein Problem ist, dass viele Absolventinnen und Absolventen ihren Studiengang aus Leidenschaft gewählt haben und selbstständig arbeiten möchten. Speziell die Zahl der Kleintierpraxen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, was sich negativ auf die Verdienstmöglichkeiten auswirkt. Daher lohnt sich für die Absolventinnen und Absolventen, Alternativen zu suchen. In der Landwirtschaft finden sie ebenso Stellen zum Beispiel als Beauftragte für Seuchenbekämpfung wie an Schlachthöfen. Auch Tierschutzorganisationen oder Forschungseinrichtungen stellen Tiermedizinerinnen und Tiermediziner ein. Außerdem sind die Futtermittelindustrie und Pharmaunternehmen potenzielle Arbeitgeber, die zum Teil sogar überdurchschnittliche Gehälter zahlen.
Geschichte und Herkunft
Seit die Menschen Tiere halten, kommen sie auch mit deren Krankheiten und Verletzungen in Berührung. Auf diese Weise entstand der Wunsch, den Tieren zu helfen. Belegt ist Tiermedizin spätestens für das alte Ägypten. Um 2400 vor Christus soll Shalihotra diese als Wissenschaft begründet haben. In der nahen Folgezeit entstanden erste Schriften mit tiermedizinischen Anweisungen. Die Ägypter führten sogar Heilmittel ein und bauten welche an.
Die mehr oder weniger genauen Kenntnisse von Behandlungsmethoden flossen erst im 18. Jahrhundert in universitäre Lehren ein. Für den deutschsprachigen Raum ist die 1765 entstandene Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten (heute: Veterinärmedizinische Universität Wien) in Wien die erste Universität für diesen Medizinbereich. Sechs Jahre später gründete Johann Christian Polycarp Erxleben das Vieharzney-Institut an der Universität Göttingen.