Wer ein Bachelorstudium erfolgreich abschließt, erlangt den ersten akademischen Grad. Das Studium bildet damit die erste Ebene des mehrstufigen Systems, welches durch die Bologna-Reform eingeführt wurde. Auf den Bachelor können ein Masterstudium und die anschließende Promotion folgen, müssen sie aber nicht, denn das Bachelorstudium ist bereits berufsqualifizierend.
Bologna-Reform / Europäischer Hochschulraum
Ziel der Bologna-Reform war und ist es, einen einheitlichen Hochschulraum auf europäischer Ebene zu schaffen. Dadurch soll ein besserer Austausch zwischen den Hochschulen, Studierenden und dem Arbeitsmarkt möglich sein. Gleichzeitig soll dies auch für mehr Vergleichbarkeit sorgen. Das soll den Studentinnen und Studenten in erster Linie die Chance bieten, innerhalb des europäischen Hochschulraums zu wechseln, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu genießen sowie von einer erhöhten Beschäftigungsfähigkeit zu profitieren.
Unterschiedliche Formen der Studiengänge
Ein Studium gibt es nach der Reform in verschiedenen Formen, für die Interessentinnen und Interessenten jeweils andere Voraussetzungen erfüllen müssen.
- Als ein grundständiger Studiengang wird das Studium bezeichnet, welches die Studierenden zum ersten Hochschulabschluss leitet. Das Bachelorstudium ist demnach ein grundständiger Studiengang.
- Unter einem konsekutiven Studiengang wird ein aufbauendes Studium verstanden. Im Bologna-System ist damit der Master gemeint, welcher fachlich auf dem Bachelorstudium aufbaut. Mit einem nicht-konsekutiven Studiengang ist dahingegen ein Master gemeint, der fachlich nicht am Bachelorstudium anknüpft und damit auch aus einer gänzlich anderen Disziplin gewählt werden kann.
- Weiterbildende Studiengänge sind für Akademikerinnen und Akademiker gedacht, die bereits über mindestens ein Jahr fachrelevante Berufserfahrung verfügen und sich mit einem Studium weiterbilden möchten. Viele weiterbildende Studiengänge sind übrigens nicht konsekutiver Natur, was eine Neuorientierung ermöglicht.
„Module“ und „ECTS“ – was bedeuten sie fürs Bachelor-Studium?
Innerhalb des Bachelorstudiums tauchen zwei Begriffe immer wieder auf. Es handelt sich zum einen um das Wort „Module“ und zum anderen um die Abkürzung „ECTS“.
- Die thematische Unterteilung von Studieninhalten wird im Bachelorstudium als „Module“ bezeichnet. Ein Modul besteht im Studium aus thematisch zusammengehörigen Lehreinheiten. Diese gibt es etwa in Form von Vorlesungen oder Seminaren, aber auch als Übungen. Für jede Einheit innerhalb des Moduls gibt es eine abschließende Prüfung mit Note. Die daraus resultierende Durchschnittsnote gibt an, ob eine Studentin oder ein Student das Modul bestanden hat. Der große Vorteil der Modularisierung besteht in der einfachen Anrechenbarkeit als Studienleistung, wenn der Studienort oder -gang gewechselt oder die Leistung im Auslandssemester erbracht wird.
- Das „European Credit Transfer System“, kurz als ECTS bezeichnet, ist das Leistungspunktesystem im Bachelorstudium. Durch die Einführung des Systems wird das Studium vergleichbarer – auch auf internationaler Ebene. Studierende sammeln pro Semester rund 30 Leistungspunkte, die sogenannten Credit Points. Die Punkte können unterschiedlich erzielt werden, zum Beispiel durch die Teilnahme an Seminaren und Vorlesungen, durch das Abgeben von Seminararbeiten, das Halten von Referaten sowie durch schriftliche Prüfungen. Mit 30 Stunden Arbeitsaufwand auf ein Semester verteilt, erhalten die Studierenden einen Credit Point. Dieser wird unabhängig von der Note vergeben. Um das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen, sollten die Studentinnen und Studenten 40 Arbeitsstunden pro Woche einplanen.
Abschlussbezeichnungen im Bachelor-Studium
In Deutschland gibt es acht unterschiedliche Bachelorgrade, welche die Studierenden erreichen können. Diese Abschlüsse sind innerhalb des europäischen Bildungsraums anerkannt, weltweit jedoch nicht ohne weiteres. Welche Abschlussbezeichnung eine Studentin oder ein Student erlangt, hängt vom Studienfach und deren Ausrichtung ab.
- Der Bachelor of Arts (B.A.) wird unter anderem für Studienrichtungen in den Sprach- und Kulturwissenschaften vergeben, in den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften sowie in den Kunstwissenschaften. Darüber hinaus erhalten auch Studierende im Bereich der Sportwissenschaften oder der Wirtschaftswissenschaften den B.A. Der darauf aufbauende Abschluss ist der Master of Arts (M.A.). Nur in Ausnahmefällen bereitet der B.A. auf ein konkretes Berufsfeld vor, er dient häufig der Erlangung verschiedener Kernkompetenzen. Dadurch sind die Absolventinnen und Absolventen später freier in der Berufswahl, was mitunter jedoch die Gehaltsaussichten schmälern kann, da die Studierenden häufig keinen konkreten Beruf erlernt haben.
- Mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) werden beispielsweise Absolventinnen und Absolventen der Mathematik und der Naturwissenschaften ausgezeichnet. Auch Studentinnen und Studenten aus medizinischen Fächern, wie etwa dem Management in der Gesundheitswirtschaft, schließen mit dem B.Sc. ab. Gleiches gilt für Absolventen in den Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie der Wirtschaftswissenschaften. Der Abschluss des aufbauenden Studiums nennt sich Master of Science (M.Sc.). Anders als beim B.A. erhalten die Studentinnen und Studenten beim B.Sc. die Ausbildung für ein konkretes Berufsfeld, das sich stark an Forschung und Theorie orientiert. Das spiegelt sich durch die speziellen Fähigkeiten auch im Gehalt wider. Manche Studiengänge aus den o.g. Disziplinen mit dem Abschluss Bachelor bzw. Master of Arts gibt es unter gleichem Namen auch mit „of-Sience-Abschluss“. Der Unterschied besteht dann in einer anderen Schwerpunktlegung.
- Den Bachelor of Engineering (B.Eng.) gibt es vorwiegend für Absolventinnen und Absolventen in den Ingenieurwissenschaften. Auch medizinische Fachrichtungen, wie etwa die Biomedizinische Technik, schließen mit dem B.Eng. ab. Der nächsthöhere Abschluss nennt sich Master of Engineering (M.Eng.). Vor allem in den Ingenieurwissenschaften ist auch ein B.Sc. möglich, der Unterschied zum B.Eng. liegt in der Nähe zur Praxis. Auch mit einem B.Eng. bestehen gute Gehalts- und Berufschancen.
- Einen Bachelor of Laws (LL.B.) gibt es für Absolventinnen und Absolventen in rechtswissenschaftlichen Fachrichtungen, die später beispielsweise als Wirtschafts- oder Rechtsberaterin bzw. -berater tätig sein wollen. Der darauf aufbauende Abschluss nennt sich Master of Laws (LL.M.). Wer als Volljuristin oder -jurist tätig werden möchte, muss in Deutschland jedoch nach wie vor zwei Staatsexamen samt Rechtsreferendariat absolvieren. Da mit dem Bachelor und Master of Laws keine volljuristische Ausbildung angestrebt wird, sind die Gehaltschancen im Vergleich etwas geringer.
- Den Bachelor of Fine Arts (B.F.A.) erhalten Studierende in Fächern der freien Künste, wo sie unter anderem Bildhauerei, Zeichnen oder Design erlernen. Darauf baut dann der Master of Fine Arts (M.F.A.) auf. Studiengänge mit diesem Abschluss bereiten die Studentinnen und Studenten auf das Leben als freischaffende Künstlerin bzw. Künstler vor, was finanziell sehr unterschiedlich ausfallen kann.
- Einen Bachelor of Music (B.Mus.) bekommen Absolventinnen und Absolventen in musikalischen Fachrichtungen verliehen. Sie können darauf mit einem Master of Music (M.Mus.) aufbauen. Das Studium steht für eine professionelle Musikerausbildung mit Praxisnähe. Auch hier sind die Gehalts- und Berufschancen äußerst unterschiedlich und kommen auf den Erfolg der Musikerin bzw des Musikers an.
- Den Bachelor of Musical Arts (B.M.A.) gibt es für Absolventinnen und Absolventen innerhalb der Musikwissenschaften. Darauf baut der Master of Musical Arts (M.M.A.) auf. Mögliche Berufsfelder sind hierbei zum Beispiel die Arbeit als Musiklehrerin oder -lehrer sowie als Musikjournalistin oder -journalist. Durch die inhaltliche Tiefe sind die Absolventinnen und Absolventen mit dem B.M.A. gut ausgerüstet und später vielseitig einsetzbar. Das wiederum ermöglicht unterschiedlich gute Berufs- und Gehaltsaussichten.
- Einen Bachelor of Education (B.Ed.) erhalten Studentinnen und Studenten, die einen Studiengang abschließen, der als Voraussetzung für das Lehramt dient. Die Studierenden können mit einem Master of Education (M.Ed.) daran anknüpfen. Mit dem B.Ed. können die Absolventinnen und Absolventen bereits als befristete Vertretungslehrerinnen oder -lehrer an Schulen arbeiten, eine Verbeamtung ist jedoch nicht möglich. Dadurch verdienen die Studierenden mit dem B.Ed. auch nicht so viel wie ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer mit Master oder Staatsexamen.
Wie läuft ein Bachelor-Studium ab?
Obwohl es verschiedene Studienrichtungen und -abschlüsse gibt, läuft das Bachelorstudium grundlegend gleich ab.
Studienstruktur und Dauer des Bachelor-Studium
In der Regel dauert ein Bachelorstudium sechs Semester, es kann durch Praxissemester aber auch bis zu acht Semester andauern. Ein Semester entspricht einem Halbjahr, weshalb das Studium zwischen drei und vier Jahren in Anspruch nimmt.
Das erste Studienjahr, also die ersten beiden Semester, gelten als Grundlagenbildung. Hier vermitteln die Dozentinnen und Dozenten allgemeines Wissen, was für die späteren Studieninhalte wichtig sein kann. Den Ablauf des Studiums legt die Studien- und Prüfungsordnung fest, die für jedes Fach individuell vorliegt.
Während des Studiums schreiben die Studierenden unter anderem Prüfungen, halten Referate und nehmen an Vorlesungen teil. Dafür erhalten Sie Credit Points, für Prüfungsleistungen werden sie benotet.
In der Vertiefung ab dem dritten Semester erlernen die Studierenden fachspezifisches Wissen, das sie für die abschließende Erstellung der Bachelorarbeit benötigen.
Sind mehrere Fächer im selben Abschluss möglich?
Beim Kombinationsbachelor studieren die Interessentinnen und Interessenten zwei oder mehr Fächer parallel. Das geht, weil sich die Studentin oder der Student für ein Kern- sowie ein Zweitfach entscheidet, ähnlich wie es vorher bei dem Magisterstudium war.
Studentinnen und Studenten mit einem besonders großen Lernwillen können auch gleich mehrere vollständige Fächer gleichzeitig belegen und erhalten dann zwei eigene Abschlüsse. Das sogenannte Doppelstudium wird in der Praxis jedoch nur unter besonderen Voraussetzungen akzeptiert.
Welche Art Prüfungen gibt es und wann werden sie im Studienverlauf abgelegt?
Innerhalb des Bachelorstudiums wird der Wissensstand regelmäßig abgefragt. Jede besuchte Veranstaltung schließt deshalb mit einer Prüfung ab. Das kann in Form von Referaten oder Vorträgen geschehen, als schriftliche Hausarbeit, als mündliche oder schriftliche Prüfung. Im letzten Fall sind sowohl Multiple-Choice-Klausuren als auch offene Prüfungsfragen möglich. Die Art und den Umfang der zu erbringenden Leistungen legen die Dozentinnen und Dozenten fest. Anders als vorher im Diplom- und Magisterstudium sind damit nicht wenige große Prüfungen am Studienende für die Endnote ausschlaggebend, sondern die vielen kleineren studienbegleitenden Prüfungen zusammen mit der Bachelorprüfung.
Regelungen zur Studienzeitüberschreitung, zum Nichtbestehen und der Endnote
Wie lange Studierende das Bachelorstudium überziehen dürfen, regelt das jeweilige Bundesland. Einige Hochschulen verlangen Gebühren, wenn eine bestimmte Grenze an Semestern erreicht wird, andere drohen gar mit Exmatrikulation. Wer BAföG bezieht, sollte sich hiermit frühestmöglich auseinandersetzen, da die finanzielle Hilfe im Normalfall nur für die Regelstudienzeit gilt.
In der Prüfungsordnung legt die Hochschule fest, wann eine Prüfung als nichtbestanden gilt. In der Regel können Studierende die Bachelorprüfung einmal wiederholen. Schafft die Studentin oder der Student die Prüfung erneut nicht, folgt die Exmatrikulation.
Die Endnote setzt sich aus dem Durchschnitt aller Modulnoten sowie der Bachelorprüfungsnote zusammen. Die Note der Bachelorarbeit nimmt allerdings nur bis zu 20 Prozent der Endnote ein.
Wo kann ich einen Bachelor-Abschluss erwerben?
Den Bachelor können Studieninteressentinnen und -interessenten an verschiedenen Hochschulformen absolvieren. Diese haben je nach Ausrichtung unterschiedliche Anforderungen. An allen Hochschulformen ist unter bestimmten Voraussetzungen auch ein Studium mit Berufsabschluss möglich, ohne Abitur. Die genauen Bestimmungen variieren jedoch stark zwischen den Hochschulen und Bundesländern.
Das Bachelor-Studium an Universitäten
Universitäten haben den grundsätzlichen Auftrag einer forschungsorientierten Lehre und halten die Vorlesungen in größeren Gruppen ab. Durch die nicht immer vorgeschriebenen Praxisphasen ist es hier am ehesten möglich, den Bachelor in sechs Semestern als Hochschulabschluss beziehungsweise als akademischen Grad zu absolvieren.
An Universitäten dürfen Studierende in der Regel nur mit der allgemeinen Hochschulreife sowie je nach Fach mit der fachgebundenen Hochschulreife studieren. Im Anschluss an das Bachelorstudium kann der Master an der Universität direkt angeschlossen werden, auch ein weiterer Bachelorabschluss ist denkbar. Danach ist die Promotion an einer Universität ebenfalls möglich.
Je nach Studienfach ist ein Universitätsabschluss von Vorteil, wie etwa in den forschungsnahen Fächern der Wissenschaft. Gehaltsunterschiede gibt es zwischen Universitäts- und Fachhochschulabschlüssen nicht, es kommt seit der Bologna-Reform vermehrt auf den Master an, der für mehr Gehalt sorgen kann.
Das Bachelor-Studium an Fachhochschulen
Fachhochschulen gelten als praxisorientierter, weshalb sie unter anderem Praxissemester anbieten, was die Studienzeit jedoch um ein bis zwei Semester verlängert. Der Lernvorteil an der Fachhochschule liegt hier in den kleineren Gruppen.
Als Zulassungsvoraussetzung gilt sowohl die allgemeine Hochschulreife als auch die Fachhochschulreife und je nach Studienfach die fachgebundene Hochschulreife. Nach dem Bachelorstudium können die Absolventinnen und Absolventen ihren Master je nach Fachgebietswunsch an der Fachhochschule selbst machen oder im Anschluss einen Master oder eine Promotion an einer Universität anstreben.
Der Abschluss von praxisorientierten Studiengängen an Fachhochschulen ist in Personalabteilungen gerne gesehen, wie etwa bei Ingenieuren.
Das Bachelor-Studium an Fernhochschulen
Fernhochschulen stehen in der Regel für mehr Flexibilität und können meist ein größeres Fächerangebot abdecken. Staatlich anerkannte Abschlüsse sind mit den Abschlüssen an Universitäten und Fachhochschulen formal gleichwertig.
Voraussetzung für ein Studium ist entweder die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Der Master ist im Anschluss an das Bachelorstudium bei vielen Fernhochschulen ebenfalls möglich, da die Studierenden einen Hochschulabschluss beziehungsweise einen akademischen Grad erhalten.
Für Absolventinnen und Absolventen der Fernhochschule stehen die Berufschancen zudem gut, da Arbeitgeber die Selbständigkeit der Studierenden schätzen.
Das Bachelor-Studium an Berufsakademien
Das Studium an Berufsakademien ist besonders praxisnah, da es dual abgehalten wird. In mehrwöchigen Blöcken wechseln die Studierenden zwischen Hochschule und Betrieb hin und her.
Für das Studium benötigen die Studierenden die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Absolventinnen und Absolventen eines akkreditierten Bachelorstudiengangs können anschließend ihren Master an der Universität oder Fachhochschule absolvieren.
Das Studium wird nicht mit einem akademischen Grad abgeschlossen, die Studierenden erhalten eine staatliche Abschlussbezeichnung. Die Berufschancen sind aufgrund der dualen Ausbildung als sehr gut einzustufen.
Das Bachelor-Studium als Duales Studium
Ein duales Studium zeichnet sich dadurch aus, dass es die Ausbildung mit dem Studium verknüpft. Daher gilt es als besonders praxisnah.
Das duale Studium können die Studieninteressentinnen und -interessenten an Berufsakademien, Fachhochschulen oder auch an einigen Universitäten absolvieren, was die entsprechenden Voraussetzungen erfordert.
Studierende mit dualem Studium sind sehr begehrt auf dem Arbeitsmarkt, obwohl sie durch den Abschluss häufig keine akademischen Grade, sondern staatliche Abschlussbezeichnungen erhalten.