Die Textiltechnik beschäftigt sich damit, Naturfasern für die Textilbranche aufzubereiten sowie chemische Fasern herzustellen. Zudem umfasst der Bereich deren Weiterverarbeitung, beispielsweise das Färben von Textilien oder das Spinnen von Garn. Der Fachbereich Textiltechnik wird häufig mit der Bekleidungstechnik verknüpft, bei der die Gestaltung und Produktion verschiedenster Textilien (z. B. Oberbekleidung) im Vordergrund steht, beispielsweise in Hinblick auf die Qualität der Textilien oder ihren Schnitt, Farbe und Muster. Zudem beschäftigen sich Bekleidungs- und Textilingenieure/-innen damit, die industrielle Fertigung von Kleidung zu optimieren und neue Arbeitsmethoden zu erarbeiten.
Wie in den meisten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen spielen auch im Textiltechnik-Studium die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer wie Mathematik und Chemie eine große Rolle. In den meisten Studiengängen liegen aber die fachbezogenen Anteile deutlich höher. Fächer wie Textil- und Konfektionstechnologie, Veredelungstechnologie, Textilchemie, Flächenkonstruktion und technische Textilien bereiten die Studierenden auf ihre verantwortungsvolle Arbeit in der Textilbranche vor.
Die Textilbranche hat sich im Verlaufe der vergangenen Jahrhunderte stark verändert. Während hier früher die handwerkliche Handarbeit vorherrschte, beispielsweise beim Spinnen von Garn oder beim Weben von Stoffen, wurden die Vorgänge im Zuge der Industrialisierung mehr und mehr automatisiert. Dieser Prozess begann mit der Erfindung der ersten automatischen Spinnmaschine 1779. Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts die Qualität der erzeugten Stoffe schnell die der in Handarbeit gewebten Stoffe erreichte, wurde der Einsatz von Maschinen in der Textilbranche sukzessive ausgeweitet. Heute wird fast nur noch industriell gefertigt. Diese Entwicklung zeigt sich auch im Textiltechnik-Studium, das weniger handwerklich denn technisch geprägt ist. Viele verfügbare Studienangebote sind noch relativ jung, gehen allerdings auf Fachschulen mit jahrhundertealter Tradition zurück.
Welche Möglichkeiten gibt es, Studiengänge im Fachbereich Textiltechnik zu absolvieren?
In Deutschland gibt es eine eher eingeschränkte Auswahl an Studiengängen im Bereich der Textiltechnik. Der Studiengang kann im Präsenzmodus studiert werden, wobei Vollzeit- ebenso wie Teilzeitlehrgänge verfügbar sind. Fernstudiengänge gibt es zwar nicht, dafür aber duale Studienangebote, bei denen die Studierenden parallel zum Studium einen Ausbildungsberuf wie Textillaborant/-in, Modenäher/-in oder Industriekaufmann/-frau erlernen (je nach gewählter Studienrichtung).
Die Studierenden können durch verschiedene Studienangebote eine individuelle Spezialisierung wählen, wobei im Bereich der Textiltechnik überwiegend Verknüpfungen mit dem Modebereich angestrebt werden:
- Mode-Textil-Design (Bachelor): Die Studierenden erarbeiten in diesem Studiengang zunächst kulturwissenschaftliche Grundlagen sowie die Basics der Gestaltungspraxis, um dieses Wissen anschließend in Projekten zu vertiefen.
- Textil- und Konfektionstechnik (Master): Das Studienangebot deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Textil- und Konfektionstechnik ab und legt dabei einen Schwerpunkt auf die technischen Aspekte der Produktion.
- Textiltechnologie / Textilmanagement (Bachelor): Dieser Studiengang beschäftigt sich mit speziellen Bereichen der Textil- und Bekleidungsindustrie, beispielsweise mit Schutztextilien für bestimmte Branchen oder auch mit technischen Textilien für die Forschung.
- Textile and Clothing Management (Bachelor): Dieses Studium kombiniert das technische Wissen aus dem Bereich der Textiltechnik mit umfangreichem Management- und Führungs-Know-how.
Für wen sind Studiengänge des Fachbereichs Textiltechnik geeignet?
Textiltechnik sollte studieren, wer sich einerseits für Mode interessiert, gleichermaßen aber auch den Blick hinter die Kulissen nicht scheut. Die Studiengänge sind häufig sehr Technik-lastig und umfassen zugleich auch ein umfassendes betriebswirtschaftliches Wissen. Kreativität, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Verständnis machen sich bezahlt, wenn es um die Konstruktion von Maschinen geht.
Entstehen besondere Kosten in den Textiltechnik-Studiengängen?
Die Kosten, die für ein Textiltechnik-Studium anfallen, setzen sich aus den individuellen Lebenshaltungskosten wie Miete und Verpflegung, den durch die Hochschule erhobenen Studiengebühren sowie dem Studienmaterial zusammen. An privaten Hochschulen fallen deutlich höhere Studiengebühren an als an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen. Beim dualen Studium werden sie jedoch häufig vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Mit besonderen Kosten muss im Textiltechnik-Studium nur dann gerechnet werden, wenn die Studierenden zuhause mit eigenen Materialien experimentieren möchten.
Wie viel verdient ein Textilingenieur / eine Textilingenieurin?
Die Einstiegsgehälter für Textilingenieure / Textilingenieurinnen bewegen sich durchschnittlich zwischen 28.000 und 33.000 Euro jährlich, können aber je nach Branche und Qualifikation auch deutlich nach oben oder unten ausschlagen. Mit einigen Jahren Berufserfahrung haben sie allerdings deutlich bessere Karrierechancen und können ihr Gehalt im Laufe der Zeit auf 40.000 bis 50.000 Euro jährlich steigern.
Das Ansehen des Textilingenieurs / der Textilingenieurin in unserer Gesellschaft
Die Textilbranche hat abseits von den Mailänder oder Pariser Laufstegen ein eher verstaubtes Image. Damit einher geht die Vermutung vieler Bürger, dass der Beruf des Textilingenieurs / der Textilingenieurin mehr oder weniger ausstirbt und noch dazu langweilig ist. Dies hängt damit zusammen, dass nur wenige Menschen wissen, in welch innovativen Branchen Textilingenieure / Textilingenieurinnen arbeiten. Neben der Bekleidungsindustrie, die in der Regel auch alles andere als von gestern ist, arbeiten sie beispielsweise auch an hochtechnisierten Produkten wie Flugzeugen und Autos mit.
Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Absolventen / Absolventinnen eines Textiltechnik-Studiums?
Die Absolventen / Absolventinnen eines Textiltechnik-Studiums werden in der Entwicklung von textilen Produkten sowie in der Steuerung der zugehörigen Herstellungsprozesse eingesetzt. Sie arbeiten nach ihrem Abschluss überwiegend in der Produktion von Bekleidung und Heimtextilien sowie in der Entwicklung und Herstellung von technischen Textilien, beispielsweise für die Luft- und Raumfahrt, für die Automobilindustrie oder auch die Medizin. Grundsätzlich sehen sich Textilingenieure / Textilingenieurinnen guten Berufschancen gegenüber, ausreichend freie Stellen sind vorhanden. In der Praxis scheitert eine Einstellung allerdings häufig daran, dass es den Absolventen / Absolventinnen an Berufserfahrung fehlt. Es ist daher wichtig, bereits während des Studiums durch Praktika oder Tätigkeiten als Werkstudent Erfahrungen zu sammeln. Außerdem sollten Textilingenieure / Textilingenieurinnen eine gewisse Umzugsbereitschaft mitbringen, da die Arbeitsplätze nicht überall gleichermaßen angeboten werden.